Forschungsbericht W 201917 04/2022 -PDF-Datei-

Chancen und Risiken von Nitrifikations- und Ureaseinhibitoren für den Gewässerschutz DVGW INHIBIT

246,10 €*
  • DVGW
  • 134 Seiten
  • 2022
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Inhalte DVGW-Forschungsbericht W 201917:

Mit der Novellierung der Düngeverordnung wird der Einsatz stabilisierter Harnstoffdünger als übergeordnete Maßnahme für einen effizienten Düngemitteleinsatz erstmals im gesetzlichen Rahmen festgeschrieben. Nach § 6 Abs. 2 DüV darf Harnstoff als Düngemittel ab dem 01.02.2020 nur noch ausgebracht werden, soweit ihm ein Ureasehemmstoff zugegeben ist oder dieser unverzüglich, jedoch spätestens innerhalb von 4 Std. nach der Aufbringung eingearbeitet wird. Da Harnstoff nach wie vor der preisgünstigste mineralische Stickstoffdünger ist, ist davon auszugehen, dass dadurch die Anwendung von Ureasehemmstoffen in Mineraldüngern spürbar zugenommen hat.

In dem Forschungsvorhaben INHIBIT wurde das Verhalten dieser in der Landwirtschaft eingesetzten Düngemittelzusatzstoffe in der Umwelt näher betrachten. Im Hinblick auf den Grundwasserschutz und die Belange der Wasserversorgungswirtschaft war es ein Untersuchungsziel, die Chancen für eine Verminderung der Nitrateinträge in das Grundwasser, aber auch Risiken durch den Eintrag dieser Wirkstoffe für den Gewässerschutz, darzustellen. Dabei standen vorrangig die möglichen Eintragspfade über die (ungesättigte) Bodenzone und die (gesättigte) Uferfiltration im Fokus.

Der Einsatz dieser Wirkstoffe in der Landwirtschaft kann potenziell zu einem flächenhaften Eintrag dieser Stoffe ins Grund- und Oberflächengewässer führen. So ist das Umweltverhalten der eingesetzten Wirkstoffe einerseits bislang nur unzureichend bis nicht dokumentiert. Ge-rade bei den stärker polaren und wasserlöslichen Vertretern dieser Gruppen ist – bei ausreichender Persistenz und durch ihre potenzielle Mobilität im Wasserkreislauf – eine Trinkwasserrelevanz nicht auszuschließen. Bisherige Nachweise einzelner Wirkstoffe auch in deutschen Oberflächengewässern und im Grundwasser unterstreichen dies. Mögliche Metaboliten sind (noch) nicht bekannt bzw. es ist zu erwarten, dass diese analytisch nicht oder nur schwer erfassbar sind. Die bisher vorliegenden wenigen Studien weisen auch hier auf eine mögliche Belastungssituation hin. Andererseits zeigen Studien zur Düngewirksamkeit von Nitrifikations- und Ureasehemmern und der Verminderung der Nitratauswaschung eine große Spannbreite von keinen messbaren Wirkungen bis zu einer Minderung der Stickstoffverluste von bis zu 50% auf. Gesichert dagegen ist allein die Verminderung der gasförmigen N-Verluste bei der Anwendung von Harnstoff und Gülle beim Einsatz von Nitrifikations- und Ureasehemmern.

In dem Forschungsvorhaben wird das Verhalten dieser in der Landwirtschaft perspektiv zu-nehmend eingesetzten und teils neuartigen Stoffen in der Umwelt näher betrachtet, um die Risiken im Hinblick auf den Grundwasserschutz und auf die Belange der Wasserversorgungs-wirtschaft abzuschätzen. Neben der Schaffung einer einheitlichen und konsistenten Datenbasis zur Beschreibung der Ausgangslage und des Wissensstandes anhand von verfügbarer Literatur, wurden die methodischen Grundlagen zur Untersuchung der Stoffe in Bodeneluaten weiterentwickelt. Ziel war es hierbei, eine erste Bewertung des Verlagerungsverhaltens der Wirkstoffe zu ermöglichen. Die im Forschungsvorhaben durchgeführten Experimente auf unterschiedlichen Größenskalen bilden zudem eine wichtige Grundlage, um Wissenslücken zum Umweltverhalten der Wirkstoffe, die sich aus der Literaturrecherche ergeben haben, zu schließen und eine weiterführende Datenbasis zu erarbeiten.

Darüber hinaus erwies sich der rechtliche Rahmen (Zulassung und Zuständigkeiten) als wesentlicher Baustein bei der wasserwirtschaftlichen Einordnung der Inhibitoren. So ist derzeit das EU-weite Zulassungsverfahren im Umbruch. Mit Inkrafttreten der neuen EU-Verordnung sollen harmonisierte Anforderungen an Sicherheit, Qualität und Kennzeichnung erreicht werden. In diesem Zusammenhang wurde durch das UBA 2021 eine „Fachtagung zur Umweltbewertung von Düngemittelzusatzstoffen“ veranstaltet. Wesentliche Schwerpunkte der Fachtagung waren: Gefährdungspotenziale, Risikoabschätzung, Regulierungsmöglichkeiten und Überwachungskonzepte. Wichtige Ergebnisse dazu wurden von der Fachtagung übernommen und im Kontext des Forschungsvorhabens diskutiert.

Eine generalisierte Empfehlung für oder gegen den Einsatz von Stickstoffinhibitoren in Verbindung mit Düngeanwendungen ist nach dem Ergebnis dieser DVGW-Forschungsberichtes W 201830 weder auf Grundlage der im Projekt durchgeführten Untersuchungen noch auf Basis der Erkenntnisse aus der Literaturrecherche uneingeschränkt möglich. Die Ergebnisse zeigen, dass mögliche Risiken und Chancen, die sich aus ihrer Nutzung für die Wasserversorgung ergeben können, wirkstoffspezifisch und in Abhängigkeit von den Bedingungen vor Ort abgewogen werden müssen.

Einleitung

1 Wirkprinzip

1.1 Emmissionsminderungsmaßnahmen

2 Wirkstoffe, Zulassung und Rechtlicher Rahmen

2.1 Zulassung von Nitrifikations- und Ureaseinhibitoren

2.2 Wirkstoffe und Metabolite

2.2.1 NBPT

2.2.2 NPPT

2.2.3 Dicyandiamid (DCD)

2.2.4 Nitrapyrin

2.2.5 MPA

2.2.6 DMPSA

2.3 Handelsprodukte und Applikationsmengen

2.4 Potentielle weitere Eintragsquellen

3 Stoffverhalten im Boden - Literaturdatenbank

3.1 Auswertung der Datenbank/ Literatur (IWW)

3.1.1 Effektivität

3.1.2 Untersuchung der Einflussgrößen auf die Effektivität

3.1.2.1 Bodenfaktoren

3.1.2.2 Mobilität der Inhibitoren und Kollokation mit Ammonium

3.1.2.3 Persistenz

3.1.2.4 Düngung

3.2 Umweltbefunde im Grund- und Oberflächenwasser - Datenbank

4 Orientierende Vorversuche im Rahmen der Methodenentwicklung zum Nachweis von NUI

4.1 Entwicklung einer Nachweismethode

4.2 Untersuchung der Hydrolysestabilität

4.3 Untersuchung des Abbauverhaltens in Böden

4.4 Untersuchung der Sorptionsneigung

5 Experimentelle Untersuchungen

5.1 Verlagerungsverhalten in der ungesättigten Zone (Bodenzone)

5.1.1 Voruntersuchungen - Gefäßversuche

5.1.1.1 Ansetzen und Durchführung der Gefäßversuche

5.1.1.2 Ergebnisse der Gefäßversuche - Wiederfindung im Bodeneluat

5.1.1.3 Qualitätssicherung der Analysen

5.1.1.4 Fazit der Gefäßversuche

5.1.2 Verlagerungsverhalten in der ungesättigten Zone

5.1.2.1 Laborlysimeteranlage

5.1.2.2 Ergebnisse der Lysimeterversuche

5.1.2.3 Fazit der Laborlysimeterversuche

5.1.3 Feldlysimeterversuche

5.1.3.1 Ergebnisse der Feldversuche

5.1.3.2 Fazit der Feldlysimeterversuche

5.2 Feldversuch und Wirkstoffwiederfindung unter Praxisbedingungen

5.2.1 Ergebnisse der Feldversuche

5.2.2 Fazit der Feldversuche

5.3 Verbleib von Nitrifikations- und Ureasehemmern bei der Uferfiltration

5.3.1 Säulenexperimente

5.3.2 Batchversuche

5.3.3 Zusammenfassende Diskussion und Schlussfolgerung

6 Untersuchung des Umweltverhaltens von NI -Befundaufklärung

7 Identifizierung von Risiken und Ableitung von Maßnahmen und Handlungsempfehlungen

7.1 Wasserwirtschaftlichen Einordnung der Wirkstoffe

7.1.1 NBPT

7.1.2 NPPT

7.1.3 2-NPT

7.1.4 DCD

7.1.5 DMPP

7.1.6 3-MP

7.1.7 Triazol

7.1.8 MPA

7.1.9 DMPSA/Nitrapyrin

7.2 Fazit

8 Schlussfolgerungen und Ausblick

9 Ergänzende Darstellung - Entwicklung einer analytischen Methode zum Nachweis von Nitrifikations- und Ureaseinhibitoren in Grundwässern und Böden und orientierende Voruntersuchungen

9.1 Auswahl der NUI und verwendete Chemikalien

9.2 Synthese von 15N2-3,4-DMP

9.3 Analytik der NUI in wässrigen Proben mittels Flüssigkeitschromato- graphie gekoppelt mit Tandem-Massenspektrometrie (LC-MS/MS)

9.4 Probenlagerung und Partikelentfernung

9.4.1 Ergebnisse der Stabilitätsversuche

9.5 Entwicklung eines neuen Messverfahrens für Bodeneluate

9.5.1 Ergebnisse der Versuche zur Robustheit der PGC-Säule gegenüber unverdünnten Bodeneluaten und Eignung anderer chromatographischer Säulen

9.6 Probenaufreinigung mittels Festphasen-Kartuschen und Fällung von Huminstoffen

9.6.1 Ergebnisse der Aufbereitung von Bodeneluatproben

9.7 Entwicklung einer Elutionsmethode für NUI aus Böden

9.7.1 Ergebnisse der Validierung der Elutionsmethode aus Böden

9.8 Abbau in Böden (siehe Kapitel 4.3)

9.9 Zusammenfassung

10 Literaturverzeichnis

11 Abkürzungsverzeichnis

12 Abbildungsverzeichnis

13 Tabellenverzeichnis

Anhang