Forschungsbericht W 202127 12/2023

Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserqualität - KLIWAQ

246,10 €*
  • DVGW
  • 97 Seiten
  • 1. Auflage 2023
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In den letzten Jahren haben klimatische Extremereignisse in Deutschland deutlich an Intensität und Frequenz zugenommen. Langanhaltende Dürreperioden haben ebenso wie dramatische Hochwasserereignisse zu massiven Beeinträchtigungen des öffentlichen Lebens geführt. Die extremen Wettersituationen hatten auch weitreichende Auswirkungen auf die Trinkwasserver-sorgung. Neben den offensichtlichen Folgen für die Menge des verfügbaren Wassers können sich klimatische Veränderungen auch auf die Wasserqualität auswirken. Im Projekt KLIWAQ wurden die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf die physikalische, chemische und mikrobiologische Beschaffenheit des Roh- und Trinkwassers in Deutschland untersucht.

Durch eine Umfrage, an der ca. 180 Wasserversorgungsunternehmen (WVU) teilgenommen haben, und die durch einen Workshop ergänzt wurde, zeigte sich, dass die Auswirkungen des Klimawandels aktuell in Deutschland vor allem WVU, die Wasser aus Flüssen, Seen oder Tal-sperren zu Trinkwasser aufbereiten, aber auch Uferfiltratwasserwerke betreffen. Bei WVU, die Grundwasser als Rohwasser nutzen, sind die Folgen derzeit noch nicht in vergleichbarer Weise sichtbar. Die Unterschiede lassen sich durch die unterschiedlichen Reaktionszeiträume und die Art der Beeinflussung der Wasserressourcen erklären. Im Oberflächengewässer zei-gen sich Auswirkungen am schnellsten, während insbesondere im Porengrundwasser die längsten Reaktionszeiträume und eine eher indirekte Beeinflussung vorliegen. Langfristig sind aber auch für die WVU, die Grundwasser nutzen, Auswirkungen zu erwarten.

Unabhängig von der Art des Rohwassers wurden Temperaturveränderungen mit Abstand am häufigsten als bereits heute auftretender Effekt genannt. Weitere mögliche Veränderungen der Wasserbeschaffenheit als Folge des Klimawandels, die bereits heute vereinzelt auftreten, be-treffen ein geändertes Spektrum an organischen Spurenstoffen und erhöhte Gehalte an Nähr-stoffen und anorganischen Inhaltsstoffen wie Eisen oder Mangan. Auch bei den biologischen und mikrobiologischen Parametern ist mit einer Veränderung des Spektrums, aber auch mit einem vermehrten Auftreten von Krankheitserregern zu rechnen.

In Bezug auf zukünftige Entwicklungen wurde in der Befragung deutlich, dass ungefähr die Hälfte der WVU in der Zukunft verstärkte Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasser-qualität erwartet. Die unterschiedlich starken Auswirkungen abhängig von der Rohwasserart sind bei den Zukunftserwartungen nicht mehr von großer Bedeutung. Gleichzeitig ist bemer-kenswert, dass etwa die Hälfte der WVU keine zunehmenden Auswirkungen in der Zukunft erwartet, obwohl der Klimawandel und seine Folgen seit Jahren stark diskutiert werden.

Die Ergebnisse des Projekts zeigen auch, dass die zur Verfügung stehende Aufbereitungs-technik i. d. R. ausreichend zu sein scheint, um die derzeitigen und in Zukunft zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserbeschaffenheit zu beherrschen. Ist eine zu-sätzliche Aufbereitung notwendig, sind jedoch auch immer die steigenden Kosten für die Be-reitstellung von qualitativ hochwertigem Trinkwasser zu beachten. Akuter Handlungsbedarf für die WVU in Deutschland lässt sich – mit Ausnahme weniger Einzelfälle, beispielsweise einige Talsperrenwasserwerke, die Probleme durch massive Waldschäden im Einzugsgebiet haben –aus den Ergebnissen der vorliegenden Studie nicht ableiten.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserbeschaffenheit in Deutschland in ihrer Bedeutung wesentlich geringer sind als die Probleme, die mit einer eingeschränkten Verfügbarkeit von Wasser verbunden sind.